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Montag, 22. März 2021

Elternabend

Wir hatten am 11. Februar einen "Elternabend" online über Google Meet für alle Seniors (= 12. Klasse) von Ben's Schule. Solche Termine stimmen mich ein bisschen traurig, da auch die Lehrer immer deutlich sagen, wie sehr sie es vermissen, alle täglich in der Schule sehen zu können. Aber was soll man machen, so ist halt die Lage zur Zeit... 

Die Lehrer versuchen, die Kids auch immer aufzubauen und versuchen online, Spass für sie zu organisieren, aber es ist nun mal nicht dasselbe. So zum Beispiel hatten sie eine Movie Night für die Seniors gemacht, die aber natürlich online war. Jeder schaute von zu Hause den Movie und der Chat war offen und man konnte so irgendwie kommunizieren. Gerade das Senior Year ist ein Year, wo sie normalerweise viele Fun-Events für die Seniors machen. Es ist das letzte Schuljahr, bevor sich die Wege der Kids trennen und der "Ernst des Lebens" beginnt und all diese Dinge können in Corona-Zeiten nicht stattfinden. 

Ich verstehe natürlich den Ernst der Lage, das ist gar kein Thema, aber ich finde es anderseits auch traurig, wie sich das auf das Leben der Kinder auswirkt. Man liest sehr viel, wie sich diese besondere Zeit auf viele Kinder und Jugendliche auswirkt. Viele haben psychologische Probleme, was man sehr oft gar nicht so offensichtlich sieht. Die Kids bei uns sind nun ca. 1 Jahr aus ihrem normalen Schulleben heraus und es läuft fast nur online an unserer Schule. Ben sagt GsD, dass er gut damit klar kommt, aber man macht sich trotzdem seine Gedanken. Glücklicherweise spricht er täglich ganz viel online mit seinen Freunden und das hilft sicherlich. Es ist aber etwas anderes, wenn man seine Schulfreunde täglich sieht, in den Pausen / Freistunden zusammen abhängt, Karten spielt usw., wie es früher bei ihm war.

Bei uns an der Schule ging ein grosser Aufruhr durch, als man vor mehreren Wochen erfuhr, dass ein Freshman (erstes Jahr High School, also 9. Klasse), Selbstmord begangen hatte. Wir wissen natürlich nicht, welches die genauen Umstände waren, aber denkt natürlich auch, dass es an dieser besonderen, doch teilweise sehr isolierten Lage der Kinder liegen kann. Der Junge kam aus einer reichen Familie (seine Schwester ist in Ben's Stufe), die in einer tollen Neighborhood wohnen und die Eltern sind auch sehr engagiert in unserer Schule.

Im Februar las ich einen Artikel über den Clark County School District in Las Vegas, wo eine Welle von Selbstmorden unter Schülern stattfand (über 20!!!) und es wird im Zusammenhang mit Distant Learning gesehen. Mental Health ist ein sehr ernstes Thema und es wird vielleicht übersehen, was dieses erste Corona-Jahr in vielen Menschen angerichtet haben kann.

Ich will aber jetzt nicht weiter so "düster" reden. Es scheint nun bergauf zu gehen und das freut uns alle sehr. Bei uns wird fleissig das Vaccine geimpft. Helmuth hat bereits seinen ersten Shot bekommen (Moderna). Ich bin jetzt seit ein paar Tagen auch dazu berechtigt (durch meinen Job) und werde das hoffentlich auch bald geregelt bekommen.

Zurück zum Elternabend via Google Meet. Es wurde über wichtige Dinge und Termine des weiteren Schuljahres gesprochen.  So lange dauert das Schuljahr nun auch nicht mehr. Ben's Graduation findet schon am 21. Mai statt und dann folgen die langen Sommerferien. 

Ich hatte ein paar Fotos gemacht, wie das bei unserem online Meeting so aussah:



Der Governor von North Carolina hat vor kurzem ein paar Lockerungen bezüglich der Schulen erlaubt. Für Ben bedeutet das, dass er nun seit ca. Mitte März jedes zweite Woche zweimal statt wie bisher einmal in der Schule ist. Dann sind sie aber auch nur 6 Schüler in den extra klein gemachten Klassen und sollen das Schulgelände sofort danach verlassen. Das er so wenig da ist, liegt aber auch daran, dass er kaum noch High School Klassen belegt hat. Da er zu einem Early College geht, hat er bereits fast alle Credits der High School abgehakt. Parallel zur High School geht Ben auch ins Community College (durch sein besonderes Schulsystem) und da läuft weiterhin alles online bis zum Schuljahresende.

7 Kommentare:

  1. Ja, das fehlende soziale interagieren fehlt. Unser Junge ist auch lieber in der Schule. Zum einen wird er da besser durch den Schulalltag gefuerht und eben seine Freunde sind alle da. Meine Tochter kommt zum Glueck sehr gut hier daheim klar. Sie hat auch die noetige Disziplin, das durchzuziehen, was dem jungen Herrn so ein bisschen fehlt.
    Ja, und die Mental-Health Kiste (und auch Suizid) bei den jungen Leute ist hierzulande echt ein riesengrosses Problem. Ich weiss nicht, ob es die Zeit ist in der wir leben oder ob das hier in den USA wirklich so viel stressiger ist als ein einer deutschen Schule.

    Wenn ich das hier als Angestellter sehe finde ich, dass ich Deutschland viel mehr von einem erwartet wird als in den USA. Kommste heute nicht, kommste morgen. Auch in "If-you-can-make-it-there-you-can-make-it-anywhere-New-York-City" - kaputt schuften tut sich hier keiner.

    (Kleiner Witz am Rande: "Sag mal, wieviel Leute arbeiten eigentlich in Deiner Firma?" - "So etwa die Hälfte..." 😂)

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    1. Ja, das denke ich auch immer, daß Mädchen meist mehr Disziplin haben, wenn es ums Organisieren ihrer Hausaufgaben geht 😁. Ben neigt schon mal dazu, dass er manche Sachen vor sich her schiebt, aber dann doch irgendwann macht 😉. Schon seit vielen Jahren macht er alles alleine, will mir die Hausaufgaben nicht zeigen oder fragt auch nicht nach Rat. Er will sich da alleine durchbeißen und eigentlich macht er das auch gut, wie seine schulischen Leistungen zeigen.

      Das ist lustig, wie du das mit der Mentalität der Leute hier erklärst, aber ich muss dir da auch zustimmen 😆. Vor allem Helmuth als Vorgesetzter betont, wie viele Abstriche er mit der Zeit machen musste und man die Leute leider besser nicht vergleichen soll mit der typischen zuverlässigen deutschen Arbeitskraft.

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  2. Oh ja, die Jugend im Coronajahr. Alles anders, zwar machbar, abersehr sozial isoliert. Ein Maturajahr für Jonas, was er sicher nie vergessen wird. Schade für das letzte Schuljahr, so viele schöne Momente, die es da eigentlich gäbe. Er kommt gut zurecht, da bin eher ich am Limit 🤪. Soviel wie wir derzeit zuhause aufeinander sitzen, wenn auch jeder in seinem Zimmer meistens, aber ich vermisse da meine Zeit für mich alleine zuhause.
    Jonas kommt zum Glück schulisch sehr gut klar, aber so viele andere, wo man liest und hört, die bleiben auf der Strecke. Da wird noch vieles nachspielen.
    Tobias ist auch sehr lange immer wieder im Homeoffice, sein Eßtisch schon lange als Schreibtisch umfunktioniert.
    Es ist wirklich manchmal hart, dass Leben hat sich schon verändert. Zumindest für uns hier.
    Mal gespannt wie die Maturaklassen ihre Abschlüsse überreicht bekommen.
    Man sehnt sich nach dem Ende, aber dauert wohl noch. Impfungen sind hier für uns noch lange nicht in Sicht und alles lasse ich mir nicht einfach so spritzen, da ist man auch mal gespannt.

    Hoffen wir auf baldige "Normalität" wie immer die dann aussieht.....und vor allem, wie sie sich anfühlen wird😉

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    1. Ja, das ist wie du sagst Claudia, es ist "machbar", aber die Kids und wir alle müssen viel wegstecken 😥. Aber wir haben grosse Hoffnung, dass diese Zeit auch mal vorbei sein muss!!! Und dann genießen wir das normale Leben um so mehr 🤗.

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  3. Mental Health ist sowie ein Thema, das immer stiefmütterlich behandelt wird, und Covid hat die Lage noch verschlimmert. Dieser "nun reiß Dich doch mal zusammen, Du hast doch gar keinen Grund zu jammern" Gedanke ist immer noch weit verbreitet, daher fühlen sich Betroffene zu oft nicht ernst genommen. In meinem Jahrgang hatte sich damals ein Mitschüler wenige Tage vor der mündlichen Abiturprüfung das Leben genommen, und ich erinnere mich noch gut an den Schockzustand der gesamten Schule. In Covid-Zeiten macht es das Umgehen damit sicher noch schwieriger.

    In Sachen Impfung liegen wir hier dem Zeitplan um 10 Tage voraus, so dass ich hoffe, dass wir es tatsächlich bis Canada Day schaffen, alle zumindest mit der ersten Dosis zu impfen. Schön wäre es ja!

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    1. Ja, genau, das Thema Mental Health wird glaub ich sowohl hier auch in D nicht ernst genug genommen von vielen Mitmenschen. Es ist halt nicht so greifbar, wie wenn einer ein gebrochenes Bein hat. Wenn ich da z.B. an Robin Williams denke, der immer ein verschmitztes Lächeln auf seinem Gesicht hatte und dann begeht er Selbstmord wegen Depressionen? Man kann wirklich nicht hinter die Fassade sehen 😳.

      Ich musste jetzt sicherheitshalber googlen, wann der Canada Day ist 😉. Ja, wir hoffen, dass sich überall auf der Welt viele impfen lassen, damit man sich endlich wieder freier bewegen kann.

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  4. Leider sind sehr viele Kinder und Jugendliche durch Corona von Depressionen betroffen. Das gab es früher zwar auch, aber die Pandemie hat das nochmal auf ein neues Level gehoben. Psychologen sind total überlaufen, man kriegt nirgendwo einen Termin, muss sich auf Wartelisten setzen lassen... und dann ist es vielleicht schon zu spät.

    Aber selbst diejenigen, die vermeintlich besser damit zurecht kommen, haben Einbußen in ihrem Leben. Siehe hier am Beispiel von Ben, dem sämtliche Veranstaltungen des letzten Schuljahres fehlen werden. Das sind Ereignisse, von denen Amerikaner noch lange erzählen. Nicht umsonst gibt es ja auch die ganzen Fototermine usw. (kennen wir hier aus dem Blog ja von Tamara und ihren Freundinnen).

    Mittlerweile geht das Impfen voran. Aber wann kriegen wir das gewohnte Leben zurück? Kriegen wir es überhaupt jemals zurück? Denn trotz Impfung wird darüber diskutiert, dass man die Impfunwilligen schützen muss - und das geht nur mit Einschränkungen. Zumal man auch als Geimpfter ansteckend und Überträger des Virus ist. Nach anderthalb Jahren ist immer noch kein Ende in Sicht. Das kann durchaus frustrieren.

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