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Dienstag, 19. Dezember 2017

Student-Led Conference

Neue Schule - neue Regeln. Seit dem Sommer ist Ben in der 9. Klasse auf dem Challenger Early College (= eine Mischung zwischen College und High School) und es gefällt ihm sehr gut.

Bei dieser Schule ist vieles anderes, als wir das bisher von den Schulen kannten. Eine Sache, die auch anders ist, ist, wie die Gespräche über die Noten der Schüler verlaufen. Bisher in den Schulen hatte man eine Parent-Teacher-Conference, wo ich als Elternteil im Termin mit dem Lehrer über die Leistung meines Sohnes aufgeklärt wurde. Der Schüler war bei diesem Gespräch (normalerweise) nicht dabei.

An der neuen Schule ist es anders. Hier gibt es die sogenannte Student-Led-Conference, wo der Schüler selber die Konferenz leitet. Der Schüler führt die Konferenz durch und informiert seine Eltern darüber, wie er in der Schule vorgeht, welche Ziele er verfolgt und über seine Leistungen und Herausforderungen im täglichen Schulalltag.

Für diesen Termin sollen die Schüler sich wieder "professionell" kleiden. Das wird an seiner Schule "dress for success" genannt. Ich muss zugeben, dass ich begeistert bin, wenn die Kids sich an bestimmten Terminen so ordentlich anziehen sollen. Sie gehen ja sonst ganz normal, locker und leger angezogen zur Schule, aber im Leben wird es immer wieder solche Termine geben, wo man sich professionell kleiden sollte. Da ist dies eine gute Übung dafür. Sie bekamen in der Schule auch erklärt, worauf man bei solchen Outfits achten muss, dass z.B. zu solchen Hosen "Dress Socks" gehören oder dass der Gürtel farblich zu den Schuhen passen soll usw. Ben fand das richtig interessant 😀.

Ben hat sich inzwischen an diese (etwa weniger legere) Outfits gewöhnt, sagt er. Er musste bisher ca. 4 Mal in diesem Stil gekleidet zur Schule gehen. So sah er an diesem Tag (7. Dezember) aus:


Für diesen Termin bereitete Ben einen dicken Ordner vor. Die Lehrer entschieden in jedem Fach, welche Tests in diese Mappe gehören und uns Eltern gezeigt und erklärt werden müssen. Bei jedem Unterrichtsfach gehörte am Ende auch immer ein Sheet dazu, wo der Schüler ausfüllen musste, wo er glaubt, dass seine Schwächen und Probleme sind und wie er die beheben wird.

Helmuth hatte an diesem Tag ein grosses wichtiges Meeting und konnte leider nicht dabei sein. Tamara hatte aber Zeit zwischen ihren Collegeklassen und kam auch dazu. So hatte Ben uns beide als Zuhörer.

Es fanden immer 2 - 3 Konferenzen gleichzeitig im Klassenraum statt. Beim Betreten der Klasse musste Ben Tamara und mich formell der Lehrerin vorstellen - auch eine wichtige Übung fürs Leben, wie ich finde. Der Schüler sass mit seinen Familienangehörigen am Tisch und die Lehrerin hörte nur hier und da mal mit.

Die Lehrerin lachte und meinte nur, dass ich nicht die erste Mutter war, die an diesem Tag ein Foto von ihrem Schüler machte:


Im Hintergrund sitzt Ben's Freund Jacob mit seinem Vater am Tisch. Die Jungs waren doch etwas aufgeregt vor diesem Termin, aber es hat alles super geklappt und beim nächsten Mal sind sie sicherlich gelassener, da sie nun wissen, was sie erwartet.

Ben ging dann mit uns durch seine Papiere und erklärte, was er so in seinen einzelnen Unterrichtsfächern gelernt hat, warum seine Tests dieses Ergebnis hatten, usw.:


Sie sollten bei dieser Konferenz mindestens 20 Minuten sprechen. Ben und Jacob brauchten beide fast eine Stunde dafür, was sehr gut war. Sie waren wohl beide ausführlich in ihren Erklärungen und haben auch alle unsere Fragen gut beantwortet. Am Ende musste ich für die Lehrerin noch ca. 5 Fragen auf einem Fragebogen beantworten. Tamara musste dann schnell weiter zu ihrer nächsten Collegeklasse und Ben durfte mit mir nach Hause. An diesem Tag gab es für ihn keinen Unterricht, da nur die Conferences stattfanden.

Ich fand die Idee mit der Student-Led Conference grossartig. Es ist gut, die Studenten an die Spitze der Konferenz zu setzen, da sie für ihre Arbeit und Fortschritt verantwortlich sind. Sie müssen uns Eltern dann genau erklären, wie sie in er Schule gearbeitet haben. Sie müssen zu ihren Ergebnissen (sprich Tests) stehen und erklären, wie sie weiterhin besser arbeiten wollen usw.

Ben war super erleichtert, als seine erste Student-Led Conference gut geschafft war. Während seiner Schullaufbahn wird er jedes Semesters so eine Conference halten müssen, doch ich gehe davon aus, dass die Erste auch die Schwerste für ihn war, da er einfach noch nicht genau wusste, wie das so sein wird.

Inzwischen hat Ben schon seit Mitte letzter Woche Weihnachtsferien und geniesst seine freie Zeit sehr. Seine Ferien sind ja an die Collegezeiten angepasst und er hat jetzt ca. 3 Wochen Weihnachtsferien.

7 Kommentare:

  1. Wow, ich muss sagen, ich bin begeistert, wie dieses spezielle Schulsystem die "Kinder" aufs "wirkliche Leben" vorbereitet! Wie Du schon schreibst: Kleidung, jemanden offiziel vorstellen, vor Menschen frei sprechen, seine eigenen Faehigkeiten beurteilen..... Das wird Ben spaeter alles viel nutzen und kann es somit nicht frueh genug lernen / sich daran gewoehnen. Klasse!

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    1. Ja, das sehe ich auch so, Tanja. Es ist eine gute Vorbereitung für das Leben.

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  2. Ben schaut sehr gut aus und schön, dass es ihm an der neuen Schule sehr gut gefällt. Eine gute Übung mit dem Vorstellen, Kleidung usw.! Das zeigt einem bisschen das spätere Berufsleben, wie es mal aussehen könnte. Bei uns am Gymnasium darf man keine Jogginghosen/Sportklamotten zum Unterricht tragen.....so locker wie Ben da als früher gekleidet ging, dass würde hier nicht gehen(außer Hauptschule). Sollte ein Mädel zu kurzes Tshirt anhaben, dann gibt es ein langes Shirt von Direktor! Sie ziehen sich hier generell sehr gut an und sogar Anzüge zu Prüfungen/Präsentationen usw. in der Oberklasse.

    Ihr hättet (oder habt) Ben das eh gelernt, was man anzieht, wo man es träg und wie welche Socken oder Gürtel zu was passen, denn sein Vater lebt es vor und ihr kommt ja aus DE.
    Jedoch gibt es ja einige in der USA, wo die Eltern da wohl nicht viel weiter geben. Es ist manchmal etwas zum schmunzeln *nicht falsch verstehen*, wenn man so etwas hört...... welchen Gürtel, Socken oder Schuhe oder sogar manchmal noch anderes, wo man sich sagt.....hallo, dass bringt man seine Kinder doch schon früh selbst bei. Aber das ist halt auch USA ;-)
    Hier an der Hauptschule denke ich aber so manches mal, dass könnten die denen dort auch mal lernen. Wie wollen da die Kids einen Beruf bekommen, wenn sie nur mit Joggung oder einfach ungepflegt täglich umher laufen.Die wissen ja nicht mal wie man sich ordentlich hinsetzt, dass ist echt unfassbar. Die Unterschiede sind auch wirklich sichtbar in einem Bewerbungsgespräch.
    Dann kann es ja nur super werden für Ben, wenn man sich an einer Schule gut aufgehoben fühlt.
    Weiterhin viel Spaß und nun sind Weihnachtsferien, wir haben am Freitag unseren letzten Tag.

    Schöne Festtage :-)

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    1. Danke, Claudia. Ja, es ist auf jeden Fall eine gute Übung für das spätere Leben.

      In den USA wird das so viel lockerer gesehen, wie man sich so kleidet. Die Devise ist "Leben und leben lassen". Das sieht man ja auch im täglichen Leben, auf der Strasse, beim Einkaufen... Ich weiss noch von unserer Zeit in D, dass z.B. Menschen in Jogginghose eher verurteilt wurden und dass man auf sie herabsieht... Hier ist das anders. Die Mentalität ist in diesen Dingen in den USA sehr viel anders als wir das aus D kennen. Da ist man hier viel lockerer... Ob das immer so gut ist, sei dahingestellt, lach!

      Euch auch noch schöne Festtage!

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    2. Da hast du recht Hedda, Leben und Leben lassen.

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  3. So, bin nach längerer Zeit auch mal wieder online.

    Ich finde es sehr interessant, dass die Schüler schon so früh eine solche Konferenz führen müssen. Das kenne ich sonst von nirgendwo, bereitet aber verdammt gut auf spätere Aufgaben vor und sollte als Vorbild genommen werden. Eigentlich wäre es ein Leichtes, das an jeder Schule einzuführen.

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    1. Das ist richtig, es ist eine sehr gute Vorbereitung auf das spätere Leben. Diese Kids gehen 2 Jahre schneller durch die Schule als die auf der normalen High School und es wird einfach mehr von ihnen erwartet.

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