Nachdem wir am Dienstagabend aus dem Kurzurlaub in Charleston, South Carolina zurück waren, kränkelte Ben weiter und konnte am Mittwoch nicht zur Schule gehen. Er hatte morgens schon hohes Fieber, sogar bis 39.8° C. Eigentlich wollte er unbedingt zur Schule gehen, denn er hatte keine Lust "den Stoff nachzuholen", aber bei dem Fieber blieb ihm keine Wahl.
Hier in den USA machen sich alle total verrückt wegen der Grippe. Ich weiß nicht, ob es woanders auch so schlimm ist, aber hier wird einem der Eindruck vermittelt, daß es das Schlimmste / Gefährlichste überhaupt ist, die Grippe zu haben. Ich telefonierte mit meiner Freundin und sprach über Ben's Fieber und die drängte mich auf's Ärgste, sofort zum Arzt zu gehen, da er sicherlich die Grippe hat und "Leute sterben an der Grippe". Nach einem Telefonat mit Helmuth entschieden wir, daß ich Ben zum Arzt fahre, damit dieser mal sicherheitshalber seine Lunge usw. abhören kann. Wir lassen uns übrigens nicht gegen die Grippe impfen und haben kein Problem damit.
Ben fühlte sich zwar soooo schwach, daß er meinte, gar nicht aus dem Bett aufstehen zu können, aber er mußte jetzt da durch... Beim Hausazt hatten wir glücklicherweise nur eine knappe halbe Stunde warten müssen, bis wir ohne Termin drangenommen wurden. Wie immer geht es erstmal in eines der vielen kleinen Untersuchungsräumchen, wo die Nurse ihm die Abstriche für Grippe und Strep machte. Dann ging sie wieder. Nach kurzer Zeit kam die Ärztin in Ausbildung / Assistenzärztin und hörte Ben ab, schaute ihm in Hals und Ohren und fragte ihn verschiedene Dinge, die sie in ihren Laptop tippte. Dann ging sie, um mit Dr. Lee zu sprechen. Und wieder mußten wir ein bisschen Warten:
Dann kam die Assistenzärztin mit Dr. Lee zurück und wir erfuhren, daß Ben's Grippetest negativ war. Er hat weder Influenza A noch B. Er hat Strep, d.h. eine dicke Halsentzündung. Über das hohe Fieber war der Arzt zwar etwas verwundert, aber falls er am nächsten Morgen fieberfrei wäre, könnte er wieder in die Schule. Juhu!
Ich wurde dann gefragt, in welcher Apotheke ich die Medizin abholen wolle und dorthin wurde das Rezept direkt per Email übermittelt. Als wir dann im nahen Walgreens die Medizin abholten, waren die 20 Tabletten fein säuberlich abgezählt in einem kleinen Döschen mit Ben's Name darauf. Verschriebene Medikamente bekommt man nie in der Originalpackung, wie wir das aus D kennen, sondern es wird immer die genaue Anzahl an Pillen abgezählt und anders verpackt.
Am nächsten Morgen (Donnerstag) hatte Ben leider um 7 Uhr morgens immer noch 38.1° C Fieber und blieb also noch einen Tag zu Hause. Als er um 9 Uhr ausgeschlafen hatte, war er aber fieberfrei und bekam auch kein Fieber mehr, so daß er am Freitag wieder zur Schule gehen konnte. Zwei Tage verpaßte Schule war schon genug!
Ich war aber am Donnerstag sehr erleichtert, daß Ben nicht in der Schule war. Denn irgendwann am frühen Nachmittag bekam ich einen Anruf von der Schule. Das war ein vorher aufgenommene Ansage von der Direktorin, was als gleichzeitiger Anruf an alle Eltern rausging: Sie hätten eine "Emergency Dismissal" (Schüler nach Hause schicken) von allen Kinder machen müssen. Die Kinder wären teilweise ohne Jacken, Rucksäcke usw. mit den Schulbussen vom Gelände gefahren. Bei so einem Anruf weiß man, daß etwas Großes vorgefallen sein muß. Beim Anruf wurde nur gesagt, daß am nächsten Tag ein Brief an die Eltern rausgehen würde.
Alle Eltern waren natürlich besorgt und aufgeregt, was nun wirklich vorgefallen war. Man hatte sehr viele Polizeiautos bei der Schule gesehen. Auf jeden Fall stand dann in der Zeitung ("Hickory Daily Record"), daß man eine Bombendrohung auf dem Jungenklo gefunden hätte. Daraufhin wurden alle Schüler und Personal in Sicherheit gebracht. Die Polizei hat die Schule durchkämmt und nichts gefunden. Es handelte sich nur um einen bösen Scherz!! Soweit ich weiß, wertet die Polizei noch die Videos vom Schulflur usw. aus und wird sicherlich mit vielen Schülern sprechen, um rauszufinden, wer das gemacht hat. Wahrscheinlich wird dieses Kind von der Schule geschmissen und dieser Vorfall steht in seiner Schulakte, womit man so gut wie "vorbestraft" ist. Solche Dinge werden hier sehr, sehr ernst genommen. Hier noch ein Link zum Zeitungsartikel, wer daran interessiert ist:
http://www.hickoryrecord.com/news/students-evacuated-from-mountain-view-elementary-after-bomb-scare/article_0c964136-a811-11e4-8d51-f7c373f42915.html
Am Freitag haben viele Eltern ihre Kinder noch nicht wieder in die Schule geschickt, da sie zu besorgt um ihre Sicherheit waren. Ben war nun wieder gesund und ging natürlich. Morgens am Schulbus war er der einzige, der seinen Schulrucksack dabei hatte. Sie bekamen dann einen Brief nach Hause, in dem wir über den Vorfall informiert wurden und gesagt wurde, daß sie nach Protokoll gehandelt haben, wie das vom Schulintendanten und vom Sheriff schon vorher für solche Ausnahmesituationen ausgemacht war.
Grundsätzlich bin ich sehr für Impfungen, und ja, es sterben durchaus Menschen an der Grippe (der richtigen Influenza), aber...
AntwortenLöschenZum einen besteht immer noch große Verwirrung über den Unterschied zwischen Grippe und grippalen Infekten. Und die meisten Erkrankungen sind eben grippale Infekte, die durch ganz andere Viren hervorgerufen werden und die durch eine Grippeimpfung auch nicht verhindert werden.
Zum anderen verläuft selbst eine echte Grippe bei gesunden Kindern und Erwachsenen in der Regel ohne größere Komplikationen. Schön ist das zwar nicht, aber in Panik muss man deswegen auch nicht verfallen.
In Deutschland wird die saisonale Grippeimpfung immer noch nur für Menschen über 60, Schwangere, Menschen mit erhöhtem Risiko aufgrund einer Grunderkrankung und medizinisches Personal empfohlen, sowie für Personen, die Menschen mit erhöhtem Risiko betreuen und als Infektionsquelle fungieren können. Das halte ich für eine sinnvolle Empfehlung.
Gegen Grippe habe ich mich noch nie impfen lassen, selbst damals nicht, als ich noch Vollzeit in der Apotheke gearbeitet habe. Eine echte Grippe sollte man sicher nicht verharmlosen, aber die nordamerikanische Panik (die auch in Kanada verbreitet wird), ist doch etwas übertrieben.
Gute Besserung für Ben, und gut, dass Ihr die ganze Bombendrohungsaufregung verpasst habt!
Hey Beatrice, ich muss mal kurz shreddern :-). Du scheinst gar nicht weit weg von uns zu wohnen. Hatte bloss grad mal Deinen Blog angeschaut und dabei tauchte Harrison Mills öfter auf. Da sind wir im Sommer oft zum Baden, gleich hinter der Historic Farm. Viele Grüße, Yvonne
LöschenOh schön, dass alles wieder bei Ben okay ist! Das mit der Bombenwarnung ist natürlich scary :-(. Oh, und nicht über den gelöschten Kommentar wundern. Ich wollte den urpsrünglich gleich bei Beatrice ranhängen. Viel Spass heute beim Super Bowl gucken :-)
AntwortenLöschenSchön das es Ben wieder gut geht. Wir lassen uns auch nicht impfen, denn wir sind Gesund und haben (denke ich) ein gutes Immunsystem. Krank werden meine Jungs auch mal, dann liegen sie mal 2-3 Tage flach und Fieber ist ja eine normale Abwehrreaktion des Körpers. Dafür gibt es ja auch Säfte (fiebersenkend), falls es zu lange anhält. Liegen und ausruhen ist bei einem harmlosen Infekt das allerbeste. Bei uns ist es halt nicht so schlimm, wenn dann mal Fehlzeiten in der Schule sind.
AntwortenLöschenBombendrohung als Scherz??? ..... mal schauen ob sie den ausfindig machen.....nicht lustig!
Grüße aus dem kalten Kärnten ;-)
Ups, da muss ich mich gleich mal outen, wir lassen uns immer alle gegen die Grippe impfen. Auch wenn es eigentlich nicht nötig ist, aber wir haben uns das so in der Schweiz angewöhnt, so ganz alleine ohne Familie im Land, ist es nicht so einfach, wenn man mal so richtig krank ist......und es bleiben ja noch genug andere Krankheiten, wie Mandelentzündungen, diverse Viruserkrankungen, Magen und Darm, baterielle Infektionen....
AntwortenLöschenTja und hier in Québec herrscht immer noch Ärztemangel. Wer schon mal in der Notaufnahme zwei Tage gewartet hat oder stundenlang in einer Klinik.......ich hatte gerade vor Weihnachten mal eine Situation mit Luca, wo ich an einem Freitag einen Arzt sehen wollte, meine Klinik, in der ich Mitgliedsbeiträge zahle, keinen Termin mehr frei hatte und ich nicht um 6 Uhr aufgestanden bin, um in einer anderen Klinik einen Termin zu bekommen......habe ich Stunden verbracht einen freien Arzt zu finden, am Ende 25 Dollar für eine Krankenschwester bezahlt, die mich zwar beruhigt hat, die mir aber auch nicht helfen konnte und ich dann zwei Tage später endlich bei meinem Arzt mein Antibiotikum bekommen habe, gegen die mittlerweile bakterielle Infektion........ne, da bin ich lieber vorsichtig ; )
Da der Grippevirus jedes Jahr mutiert wird man immer gegen den Grippevirus vom Vorjahr geimpft. Von daher halte ich die Grippeschutzimpfung für wenig sinnvoll und habe das auch noch nie gemacht.
AntwortenLöschenDie meisten Amis schwoeren ja auf ihre Grippenimpfung. Wir haben es noch kein einziges Mal gemacht und glauben auch, dass das nicht nötig ist.
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